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Ein Monarchfalter im nordöstlichen Harzvorland

Am 13.10.2008 beobachtete Herr Heinz Rehfeld - den hiesigen Naturfreunden durch seine Mitte der 70er Jahre publizierten Arbeiten über die regionale Libellenfauna gut bekannt – auf einer Zierpflanzenrabatte im Stadtgebiet von Quedlinburg ein Exemplar des Monarchfalters, Danaus plexippus (L., 1758). Das Auftreten dieses imposanten Schmetterlings, er kann bis zu 12 cm Flügelspannweite erreichen, ist als eine entomo-faunistische Sensation anzusehen, da es die bislang einzige bekannt gewordene östlichste Expansion der Art im europäischen Raum ist.

 

Der Schmetterling kommt besonders in Nordamerika vor, wandert jährlich zur Vermeidung der kalten Jahreszeit nach Mittelamerika ab und kehrt im darauf folgenden Frühjahr wieder zu seinen Einstandsgebieten zurück. Mittlerweile gibt es aber bereits stabile Populationen auf den Kanaren, von wo die robusten Flieger wiederholt die westeuropäischen Küstengebiete (Iberische Halbinsel, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Dänemark) erreichen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Einzeltiere bei förderlichen Witterungsbedingungen aktiv oder durch Verdriftung auch zu uns gelangen. Nicht gerade dafür spricht allerdings, dass sich das Quedlinburger Exemplar nach Angabe von Herrn Rehfeld in einem äußerlich tadellosen Zustand befand, was noch andere ursächliche Zusammenhänge für das Auftreten des Falters vermuten lässt. So wäre etwa an ein ‚Escape‘, d. h. ein Entweichen aus einem der Alaris-Schmetterlingsparks in Wittenberg oder Uslar (Niedersachsen), wo Monarche gehalten werden, zu denken, aber hier sind die Adulten nur bis spätestens Ende Juli aktiv und dann erst wieder im nächsten Frühjahr, so dass das späte Auftreten des Schmetterlings jedoch nicht mit dieser Verbreitungsvariante begründbar ist. Es kämen aber auch das Entweichen des Tieres aus einer privaten Schmetterlingszucht oder etwa sein bewusstes Aussetzen durch einen Schmetterlingshalter, von denen es auch in Sachsen-Anhalt mehrere gibt, in Frage. Letzteres wäre allerdings nicht nur unverantwortlich, sondern darüber hinaus steht das Aussetzen faunenfremder Tiere in Deutschland unter Verbot. So können wir also in dem Auftreten dieses schönen Schmetterlings in unserer Region zunächst nur ein hochinteressantes spektakuläres faunistisches Ereignis ohne genauere Kenntnisse seiner ursächlichen aut- und synökologischen Hintergründe sehen. Man wird in den nächsten Jahren in Erfahrung bringen, ob wir zukünftig, wie bei anderen Schmetterlingsarten, etwa dem Totenkopfschwärmer (Acherontia atropos) oder dem Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum), tatsächlich auch mit mehr/weniger regelmäßen Zuflügen des Monarchfalters in unsere Region wird rechnen können. Zu weiteren Details s. Scholze, P. Beobachtungen eines Monarchfalters im nordöstlichen Harzvorland von Sachsen-Anhalt (Lepidoptera) - Ent. Nachr. und Ber. 52, Heft 3-4, 221-222 2008. Bei Interesse kann ein Sonderdruck vom Autor bezogen werden.

Dr. Paul Scholze, Im Osterfeld 31,

06507 Gernrode