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Im Märzenbecherland

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Der Name sagt es – ab Anfang März verkündet der einheimische MärzenbecherMärzenbecherEinzelblüten( Leucojum vernum – er gehört aus botanischer Sicht zu den Narzissen-Gewächsen) den Start in den Frühling. Im Bereich der nordöstlichen Harzkante gibt es eine Reihe von Vorkommen dieses prächtigen Blumenzwiebelgewächses. Am bekanntesten davon ist das Vorkommen im Zehling – einer naturgeschützten Waldinsel in der Nähe der Ballenstedter Gegensteine. Dieser Bestand, der sich immer noch in Ausbreitung befindet, ist der flächengrößte der Region. Die vielen tausend weißen Blütenbecher bieten vor allem bei Frühlingssonne ein prägendes einmaliges Naturerlebnis. Es ist gut, dass für die zahlreichen Besucher extra ein Parkplatz eingerichtet wurde. Negativ ist anzumerken, dass der schmale Pfad durch das Blütenmeer immer breiter ausgetreten wird. ZehlingHier muss einfach mehr Ehrfurcht vor der Natur bewiesen werden.

Viel weniger bekannt sind die Vorkommen in den Bach- und Flusstälern, die den Harzrand durchschneiden. Dazu gehören zum Beispiel das Siebersteintal und das Amtmanntal. Diese Vorkommen sind unstrittig Wildvorkommen - der Ursprung des Vorkommens im Zehling könnte auch auf eine vor langer Zeit erfolgte Anpflanzung zurückgehen. Der Bach im Amtmanntal mündet in den Ballenstedter Schlossteich. Durchwandert man dieses Tal bis hin zu den Quellbereichen, sind an vielen Stellen sowohl im Bachgrund, auf angrenzenden Wiesen als auch in dunklen kleinflächigen Erlenbrüchen kleinere Vorkommen zu entdecken, die in den letzten Jahren offensichtlich eine Vergrößerung erfahren und so in der Summe dem Zehlingvorkommen Konkurrenz machen. DieAmtmanntal Bestandszunahme könnte eventuell eine Auswirkung milderer Winter sein. Es gelangen mehr Keimlings-pflanzen zur Entwicklung. Zu beachten ist, dass wir uns im Naturschutzgebiet „Burgesroth – Bruchholz“ befinden und hier das Wegegebot zu befolgen ist. Zum Quellbereich gehört auch der Forstort „Armer Heinrich“. Neben einer Quellwiese mit einem Märzenbecher-Restbestand steht hier ein gewaltiges mittelalterliches Sühnekreuz. In der Nähe befindet sich ein alter Hutewald. AlteicheDavon zeugen die letzten verbliebenen Eichen. Umgestürzte und sich langsam zersetzende Baumriesen (Bruchholz !) geben dem nun stockenden sommerdunklen Weißbuchen-Bestand ein besonderes geheimnisvolles Gepräge. Auch in diesem Waldteil breitet sich inselartig der Märzenbecher aus. Tief im Wald verborgen und fern jeder menschlichen Einwirkung ist hier ein besonders großer Bestand zu entdecken.

BruchholzBei dem naturgeschützten Märzenbecher handelt es sich um eine Art mit westeuropäischer Verbreitung, sie erreicht in Deutschland die Ostgrenze ihrer Vorkommen. Im norddeutschen Flachland fehlt der Märzenbecher. Der Märzenbecher hat sehr spezifische Standortansprüche an Boden und Mikroklima. Deswegen gelingt in vielen Fällen keine Gartenkultur. Wichtig für eine erfolgreiche Ansiedlung ist ein dauerhaft feucht bleibender lehmiger Boden. Ein Beispiel für eine erfolgreiche Initialpflanzung stellt der kleine Märzenbecherbestand im Quedlinburger Brühlpark dar.