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Ein blauer Edelstein

Zu den Pflanzenarten, die im nördlichen Harzvorland die Blütenfülle der Trockenrasengesellschaften Im Spätsommer bestimmen, gehört die blau blühende Graue Skabiose (Scabiosa canescens). Dieses Kardengewächs ist eine in Deutschland und in Mitteleuropa sehr seltene Pflanzenart, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im Süden von Sachsen-Anhalt und im Nordosten von Thüringen hat. In einigen Bundesländern ist die Art ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Bedingt durch den Verbreitungsschwerpunkt trägt Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Art.

   

Abb: Die Graue Skabiose im Bestand                                        Verbreitungskarte

Anmerkung: Es  gibt eine weitere  bei uns häufige sommerblühende blaue Skabiosen-Art- die Tauben-Skabiose. Beide Arten können am gleichen Standort vorkommen. Die Unterscheidung beider Arten ist nicht leicht und basiert vor allem auf Blütenmerkmalen ( Bei der duftenden Grauen Skabiose sind die Kelchspelzen weißlich, bei der geruchlosen Tauben-Skabiose hingegen schwärzlich).

„Mit dem Begriff „Verantwortungsarten“ werden Arten bezeichnet, für die eine große Verantwortung besteht, weil sie nur in Deutschland hier vorkommen oder weil ein hoher Anteil der Weltpopulation hier vorkommt. Ihr Schutz hat einen hohen Stellenwert im Artenschutz. In der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt wurde 2007 das Ziel formuliert, dass Arten, für die Deutschland eine besondere Erhaltungsverantwortung trägt, bis 2020 überlebensfähige Populationen erreichen sollen. Dazu sollen Artenhilfsprogramme für nationale Verantwortungsarten bundesweit bzw. in dem Verbreitungsgebiet der Art entwickelt, umgesetzt und koordiniert werden. Zur Unterstützung dieses Ziels wurde 2011 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt der Förderschwerpunkt „Verantwortungsarten“ geschaffen.

Seit April 2021 gibt es in diesem Rahmen das Förderprogramm

Die Graue Skabiose und ihre Lebensräume im mitteldeutschen Verbreitungsgebiet – erhalten – schützen – fördern

Laufzeit: April 2021 – März 2026

Gesamt-Finanzvolumen: 1.71 Mio. € (Sachsen-Anhalt und Thüringen)

Projektträger: Hochschule Anhalt

Fördergeber: Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) sowie Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt (MULE).

Über dieses Programm wurde unlängst in der Presse berichtet.

„Bestands- und Gefährdungsanalyse

Das Projekt startet mit einer Erfassung und Bewertung der aktuellen Bestands- und Gefährdungssituation der Grauen Skabiose. Darauf aufbauend sollen Konzepte für die langfristige Sicherung der Art entwickelt und Handlungsräume für Maßnahmenumsetzungen erarbeitet werden. Die Geländeerfassungen betreffen nicht nur den Status und die Verortung der Vorkommen, sondern auch vegetations- und standortkundliche sowie populationsbiologische Aspekte. Ein weiterer Schwerpunkt wird die wissenschaftliche Begleitung der projektseitigen Maßnahmenumsetzungen sein.

Schutzkonzept und Maßnahmenumsetzungen

In enger Abstimmung mit dem behördlichen und ehrenamtlichen Naturschutz sollen ein Maßnahmenprogramm sowie flächenkonkrete Maßnahmenkonzeptionen erarbeitet und exemplarisch umgesetzt werden. Letzteres umfasst sowohl Artenschutzmaßnahmen (Populationsstützungen und Ansiedlungen) als auch Biotoppflegemaßnahmen zur Wiederherstellung geeigneter Standortbedingungen. Ein Schwerpunkt der Maßnahmenumsetzungen werden die Randbereiche des mitteldeutschen Verbreitungsgebietes sein, wo die Graue Skabiose allein durch die geringere Zahl an Vorkommen und die kleineren Populationsgrößen stärker und vielfach akut gefährdet ist. Neben den projektseitigen Aktivitäten sollen auch weitere Maßnahmenumsetzungen durch Dritte angeregt und/oder begleitet werden.

Aufbau eines Akteursnetzwerkes

Zur nachhaltigen Absicherung des Vorhabens soll ein über das Ende der Projektlaufzeit hinauswirkendes Akteursnetzwerk aufgebaut werden. Zentrale Akteure sind neben den Behörden und Verwaltungen insbesondere Personen, die die Flächen besitzen und bewirtschaften. Vorgesehen ist ein Austausch mit möglichst allen für die jeweilige Flächenentwicklung relevanten Zielgruppen. Die Gewinnung und Vernetzung von Akteuren wird auch ein Schwerpunkt der projektbegleitenden Öffentlichkeitsarbeit sein.

Mit den Projektinhalten und -zielen eng verknüpft sind Themen wie die Möglichkeiten und Grenzen eines nachhaltigen Artenschutzes sowie das Konzept der Verantwortungsarten. So sollen anhand der Grauen Skabiose die Herausforderungen eines zeitgemäßen Artenschutzes sowie der Aspekt der besonderen Verantwortlichkeit vermittelt und die Akzeptanz für damit einhergehende Förder- und Schutzmaßnahmen erhöht werden.“

Es  ist erfreulich, dass es jetzt dieses spezielle Programm zum Schutz der Grauen Skabiose gibt. Hier kann man freilich sagen : Der Worte sind genug gewechselt – nun lasst uns endlich Taten sehen. Die Standorte der Grauen Skabiose sind von ehrenamtlichen Naturschützern unseres Kreises längst kartiert. Nach unseren Erfahrungen kommt es vor allem darauf an, die jeweiligen  Standorte nachhaltig vor Verbuschung zu bewahren. Dazu ist die notwendige Beweidung nachhaltig zu sichern. Dazu bedarf es vor allem einer wirksamen unbürokratischen finanziellen Unterstützung der wenigen Schaf- und Ziegenhalter in unserer Region. Wenn dies gesichert ist, reproduzieren sich die vorhandenen Vorkommen der Grauen Skabiose selber.

Abb:. Norbert Rußwurmk

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