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Energiewende ja – aber nicht auf Kosten des Natur- und Umweltschutzes !

Neue oder erweiterte Gipstagebaue z. B. im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz sind   keine umweltverträgliche Gewinnungsmethode.

 Im Karstwald (Bild: A. Sievers)

Am südwestlichen und südlichen Harzrand liegt die bedeutendste Gipskarstregion Deutschlands. Von Badenhausen im Nordwesten über Osterode, Walkenried und Nordhausen zieht sich diese einmalige Gips- Karstlandschaft bis zu der  Ortschaft Pölsfeld östlich von Sangerhausen über eine Entfernung von gut 100 km hin.

Als Folge der Energiewende droht für diese Region eine Intensivierung des Gipsabbaus – mit neuen Tagebauen und Erweiterung bestehender Abbaustellen.

Was sind die Gründe für diese drohende Entwicklung ?

In dieser Landschaft erfolgt ein intensiver Abbau des für die Bauwirtschaft wichtigen Rohstoffes und unverzichtbaren Gips. Bislang  konnte in dieser Region  ein  relatives Gleichgewicht zwischen Natur- und Landschaftsschutz und Rohstoffabbau erkämpft werden. Dazu hat beigetragen, dass seit 1983 in Deutschland die Abgase von Kohlekraftwerken entschwefelt werden  müssen. Dabei fällt hochreines Calciumsulfat an, welches dem natürlichen Gipsvorkommen in der Verwendung gleichwertig  ist. Rund 50 % des in der Bauwirtschaft insgesamt pro Jahr verwendeten Gipses ( 10 Mio Tonnen bei steigender Tendenz) basieren auf Gips aus der Rauchgasentschwefelung (REA-Gips).

Mit der Umstellung der gesamten Energiewirtschaft auf erneuerbare Energien ändert sich diese Situation.

Die entscheidende Veränderung bei der Gips-Rohstoffversorgung resultiert aus dem Mitte 2020 durch die Bundesregierung beschlossenen Kohleausstiegsgesetz. Es sieht den schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis spätestens 2038 vor. Das bedeutet einen kontinuierlichen Rückgang bei der REA-Gipsproduktion. Dieser Prozess läuft bereits und führt an seinem Ende in spätestens 18 Jahren dazu, dass überhaupt kein REA-Gips mehr zur Verfügung steht. Dann  müssen  mindestens 50 %   des bisherigen Gipsaufkommens durch andere Quellen abgedeckt werden.

In einer Pressemitteilung des Bundesverbandes der Gipsindustrie vom Dezember 2020 wird auf eine Fortschreibung der Rohstoffstrategie der Bundesregierung (Januar 2020) verwiesen: „Gipsrecycling wird den zukünftigen Bedarf […] nur in begrenztem Maße decken können. Entsprechend ist die Ausweisung neuer Abbaugebiete für Naturgips erforderlich, um die benötigten Gipsmengen bereitzustellen.“

Die Bundesländer sprachen sich in ihrer Stellungnahme zum Kohleausstiegsgesetz (März 2020) dafür aus, den REA-Gips-Anteil vermehrt durch Abbau von Naturgips in Deutschland oder durch Import zu ersetzen.

Deutschland hat selbst große Gipsvorkommen. Neue potenzielle Abbaugebiete für Naturgips/-anhydrit gibt es insbesondere in Baden-Württemberg, in Nordbayern (Franken) und im Südharz. Die letztgenannte Region (in Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt) verfügt über die größte Menge und hochwertiges Abbaumaterial. Die Wirtschaftsministerkonferenz der Bundesländer hat einen einstimmigen Beschluss gefasst (November 2019) zur verlässlichen Sicherstellung der Gipsversorgung nach dem REA-Gips-Ende und gefordert, dazu bereits jetzt entsprechende Maßnahmen einzuleiten.

Dabei ist der Blick auf die bislang nicht abgebauten Gipsvorkommen im Südharz gerichtet, die sich weit überwiegend in naturgeschützten Gebieten befinden.

Im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien Sachsen-Anhalts 2021-2026 heißt es dazu:

„Um den steigenden Bedarf an Gips-Baustoffen abzudecken und die einheimischen Wertschöpfungsketten der Gipsindustrie zu erhalten, ist somit eine Steigerung der  Naturgipsgewinnung notwendig. Daher sollten die Gips-Lagerstätten in Sachsen-Anhalt  gesichert sowie deren umweltverträgliche Gewinnung ermöglicht werden.“

Wir schließen uns der Forderung der großen Naturschutzverbände an, dass im Südharz eine Steigerung der Naturgipsgewinnung  nur unter der Voraussetzung einer umweltverträglichen Gewinnung erfolgen kann.

Neue oder erweiterte Gipstagebaue z. B. im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz sind   keine umweltverträgliche Gewinnungsmethode.

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