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Adonisröschenblüte begeistert Naturfreunde
(MZ Quedlinburg, 15. 5. 09)

Ein besonderer Schatz der Pflanzenwelt der Nordharzregion ist das naturgeschützte Adonisröschen, dessen Blüte etwa ab Mitte April beginnt und bis Mitte Mai fortwährt. Die tiefgelben zahlreichen Einzelblüten erreichen am Naturstandort ( und keineswegs im Garten !) Durchmesser von mehr als 5 cm. Dieses eigentlich in den pontischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres bis hin nach Südsibirien beheimatete Hahnenfußgewächs ist in Wärmeperioden nach der letzten Eiszeit auch in Gebiete nördlich der Alpen eingewandert und dabei z. B. im Odertal bis in das heutige Ostbrandenburg vorgedrungen, solange der mitteleuropäische Raum noch nicht von den nacheiszeitlichen Wäldern zurückerobert wurde. Nur in ausgesprochenen Trockengebieten und hier an südexponierten Hanglagen hat das Adonisröschen diese Bewaldungsphase überlebt. Mit der späteren Zurückdrängung der Bewaldung durch Rodung für Ackerbau und Weidenutzung (Schaf- und Ziegenhaltung) verbesserten sich die Existenzbedingungen für das Adonisröschen. Bedingt durch seine starke Giftigkeit wurde es vom Vieh verschmäht. Bodenverwundungen und Bodenverfestigung durch den Tritt der Schafe begünstigten gleichzeitig das Keimen der Samen. Dies führte über lange Zeiträume hinweg dazu, dass das Adonisröschen als Kulturfolger zu einer sehr häufig vorkommenden Pflanzenart der mitteldeutschen Kalkhügellandschaft wurde. Dies gilt insbesondere auch für die Schichtrippenlandschaft des nördlichen Harzvorlandes und hier für den Großraum Quedlinburg. Die unbewaldeten Steppenhügel erstrahlten z. B. noch vor rund 150 Jahren ab Mitte April bis Anfang Mai im Blütengold unzähliger Adonisröschenblüten. Seit dieser Zeit haben diese Vorkommen zunächst langsam und später rapide abgenommen. An vielen früheren Standorten sind die Vorkommen restlos erloschen. Ursachen dafür ist keine Klimaveränderung, sondern die Veränderung der Nutzung der Natur durch den Menschen. Es wurde noch bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts als eine wichtige Kulturtat angesehen, Hügel mit spärlicher Staudenvegetation insbesondere mit Kiefern aufzuforsten. Den Kampf mit dem aufkommenden Wald musste auf Dauer das Adonisröschen verlieren. Restbestände unter heranwachsenden Kiefern an der Südseite des Quedlinburger Steinholzes oder des Hohen Helmsteines bei Westerhausen sind ein Zeugnis dieses ungleichen Kampfes. Zu den Vorkommensverlusten seit den letzten 200 Jahren hat maßgeblich auch das schrittweise Vergrößern der Ackerflächen verbunden mit dem Wegpflügen der zahlreichen Feldraine beigetragen. Hauptursache für die dramatischen Vorkommensverluste ist aber die anfänglich nur allmählich erfolgende Reduzierung der Schafhutung auf weit außerhalb der Siedlungen befindlichen Hutungsflächen bis hin zum während der letzten 20 Jahre erfolgten fast vollständigen Aufgeben der unwirtschaftlich gewordenen Schafhaltung. Mit dem Aufgeben einer intensiven Schafhutung auf Trockenrasenflächen erfolgt auf allen derartigen Flächen eine natürliche Wiederbewaldung, die in der Regel mit einer Rosen- und Weißdornverbuschung sehr, sehr langsam beginnt, um schließlich nach ca. 40 bis 60 Jahren in eine intensive Waldentwicklung einzumünden. Dieser Prozess kann nur durch gezielte Pflegemaßnahmen in Naturschutzgebieten gebremst oder zu einem zeitweiligen Stillstand gebracht werden. Es ist wichtig für unser konkretes Naturverständnis, dass viele Menschen die Großartigkeit und Einmaligkeit der letzten noch vorhanden blütenreichen Adonisstandorte erleben und gleichzeitig sehen, wie dieser Naturreichtum durch die voranschreitende Verbuschung und Bewaldung durch vollständigen Verlust bedroht ist. Nur dieses Erleben kann auch den politischen Willen stärken, mit vergleichsweise ganz geringem Aufwand den Erhalt unserer Naturreichtümer zu sichern. Die mit 3000 bis 4000 blühenden Pflanzen größten Adonisröschenvorkommen, die gut von einem Wanderpfad aus zu bestaunen sind, befinden sich auf der Südseite des bei Westerhausen bzw. Börnecke gelegenen Wein- und Schusterberges.

Hier kann auch gesehen werden, wie frühere Pappelpflanzungen Adonisstandorten des Lebenslicht nehmen und die in den letzen Jahren nicht mehr gesicherte aktive Verbuschung mittelfristig das Fortbestehen des Gesamtbestandes in Frage stellt. Es darf hier nicht das geschehen, was z. B. an anderer Stelle in der Quedlinburger Feldflur passiert ist. Noch bis etwa 1970 existierte direkt am Fuße der Seweckenwarte eine durch das Blütengold des Adonisröschens geprägte große offene Trockenrasenfläche. Heute stockt hier nur noch dichtes Strauchwerk.

IG Ornithologie und Naturschutz im Kultur- und Heimatverein Quedlinburg

 

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