Kopf Verein

Jahresrückblick 2020

Was für ein Jahr liegt hinter uns – brrrr!

Es gab so viele schöne Pläne. Neue Arbeitsprojekte, und endlich wollten wir uns auch einmal die Zeit für ein paar Unternehmungen gönnen, die einfach nur Spaß machen und eben „das Salz in der Vereinssuppe“ sind.

Aber dann kam unversehens COVID 19 und hat uns einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Sehr schade, aber trotzdem wollen wir nicht klagen. Mit unseren selbst gewählten Vereinsprojekten, im Behördendeutsch wären das „freiwillige Aufgaben“, unserem überwiegenden Status als Rentner mit regelmäßigem Einkommen und genug Interessen, denen man auch einzeln oder in kleineren Gruppen nachgehen kann, waren und sind wir so ziemlich auf der sicheren Seite. Nicht zu vergleichen mit den Sorgen, die jetzt Arbeitnehmer, Selbstständige, Mitarbeiter und Verantwortungsträger z.B. in Kliniken, Schulen, Kitas, Unternehmen und Behörden oder junge Eltern zu Hause haben. Oder aber die Erkrankten selber. Wollen wir also hoffen, dass die Medizin mit den Impfungen, die Vorsichtsmaßnahmen der Behörden und die Vernunft der Bürger letztendlich zur Eindämmung und Überwindung der Pandemie führen werden. Mit der dann neuen Normalität werden wir sicherlich genug anzufangen wissen.

Erstaunlich, dass das Vereinsleben trotzdem weitergegangen ist und wir doch Einiges auf die Beine gestellt haben. Realistischerweise haben wir uns dabei auf die Fortführung angefangener Projekte konzentriert, und haben diese meist in kleinem Kreise vorangetrieben.

Für diejenigen von uns, die daran situationsbedingt nicht so wie gewohnt teilnehmen konnten, sowie für Interessierte außerhalb unserer IG dazu nachfolgend ein kleiner, sicherlich nicht vollständiger Überblick.

 

Quedlinburger Züchterpfad – unser Hauptprojekt 2020 und 2021

Die dazu erforderlichen Beschlüsse und Genehmigungen (zur Gestaltung der Zentralinsel / Einzelstandorte) haben den Stadtrat und die beteiligten Behörden passiert; der Antragswust zu den Fördermitteln wurde bewältigt, das Sponsoring zu einem guten Ende gebracht, so dass mit der Bewilligung des Landesverwaltungsamtes Ende August endlich mit der Realisierung des Projektes begonnen werden konnte. Vielen Dank an Rolf Bielau als Initiator und Autor, an die mit Rat zu Text und Design beteiligten Mitglieder unserer Gruppe, an die Stadtverwaltung (vor allem an Herrn Schmelz) und Untere Denkmalsbehörde (Dr. Schlegel) für ihre konstruktive Unterstützung im Genehmigungsverfahren sowie an das von uns beauftragte design office( Frau Zentner) für das Verständnis und den Langmut im zähen Beantragungsprozess. Inzwischen wurde diese erste Etappe mit allen konzeptionellen Arbeiten (Designentwürfe, Texte, Bildauswahl) durch das design office und uns abgeschlossen.

 

Züchterpfad Tafel Zentralinsel

 

 

Ausstellungen zur Geschichte bedeutender Samenzüchterfamilien

Nach dem großen Anklang für die Dippe-Schau Ende 2019 in der Harzsparkasse, Filiale Turnstraße, sind wir mit ihr zum Julius Kühn-Institut auf den Moorberg umgezogen und haben sie dort noch bis Ende Februar 2020 gezeigt (s. gesonderten Beitrag). Der Erfolg hatte Lust auf mehr gemacht. So wurde gemeinsam mit der Berufsschule J.P.C. Heinrich Mette das Vorhaben ins Auge gefasst zu einer Ausstellung über die Geschichte der Firma Heinrich Mette, der nach Dippe nächstbedeutenden Quedlinburger Samenzüchterdynastie im 19. und 20. Jahrhundert. Das Ausstellungsprojekt wird unterstützt vom Förderverein der Berufsschule, vom Traditionskreis H. Mette (Familie Braem als Nachfahren Mettes) sowie der Bürgerstiftung Quedlinburg.

Herr Seifert, der Lehrer der Designklasse der Berufsschule, hat wie beim Vorprojekt natürlich wieder den Hauptteil der Designarbeiten zu leisten. Matthias Stier und Rolf Bielau haben dazu viel Material zusammengetragen, Sylvia Plaschil die Verbindung zur Bürgerstiftung hinsichtlich des Sponsorings hergestellt. Ihnen allen der Dank unserer Gruppe.

Leider wird es bis zum Ende der pandemiebedingten Einschränkungen zunächst einmal im Projektstatus bleiben.

 

Mitteldeutsche Tomatentage in Aschersleben und Neugattersleben

Glücklicherweise fielen diese beiden Traditionsereignisse in das kurze Zeitfenster der Lockerung der Pandemieeindämmungsmaßnahmen im August. Rolf Bielau hat wieder maßgeblich bei der Auswahl der Sorten für den Demonstrationsanbau unterstützt sowie Vorträge gehalten. Unsere IG hat außerdem bei der Erstellung der Broschüre zur Sortenschau geholfen.

 

Tomatentag 2020 in Aschersleben

 

Ein Jubiläum

Im August wurde unser IG-Mitglied Christoph Kleinhanns 80 Jahre alt. Wir haben uns in die große Schar der Gratulanten eingereiht. Wir alle schätzen ihn sehr als Menschen und Kollegen. Viele von uns wissen noch sehr gut über Christophs züchterische Erfolge in Eisleben und Quedlinburg genauso wie um seine Verdienste und Einfühlsamkeit bei der Leitung der Zuchtarbeit in den verschiedenen Stationen seiner Berufslaufbahn. Bleib gesund, Christoph, und stehe uns noch viele Jahre mit Deinem klugen Rat und Deinem Kommunikationszentrum in der Galerie Sonnenschein zur Seite.

 

Zusammenarbeit mit dem Ökogarten Quedlinburg

Wir sind mehrmals mit den Vertretern des Ökogartens zusammengekommen, um die Fortsetzung der 2019 begonnenen Zusammenarbeit zu beraten. Dabei ist die Idee eines „Erlebniszentrums Saatgut“ entstanden. Dieses würde die lebendige Vermittlung von Kenntnissen und Praktiken bei Züchtung und Saatgutproduktion an Kinder und Schüler ermöglichen. Wir freuen uns sehr, dass es inzwischen einen Beschluss des Stadtrates Quedlinburg gibt, der die Errichtung eines Neubaus für den Ökogarten an diesem Standort unterstützt. Wir würden uns sehr freuen, wenn das Erlebniszentrum als gemeinsames Projekt dort eine Heimstatt finden könnte. Ein Dankeschön an Christian Schickardt für die Herstellung der Verbindungen zum Ökogartenvorstand, zum Stadtrat und zu den Baubehörden. Auch sehr schön, dass unsere Mitglieder Dagmar Graf und Brigitte Finger schon fleißig an der Zusammenstellung unserer Samenmusterkollektion arbeiten. Diese kann später im Erlebniszentrum eine wichtige Rolle bei der Wissensvermittlung spielen, und vorher auch schon für Ausstellungszwecke genutzt werden. Vielen Dank auch an Euch.

 

Samenkollektion

 

Diskussion um Erwin Baur

In der Presse wurde eine Diskussion um Erwin Baur als Namensgeber für eine Straße in unserer Stadt begonnen, die dann mit einiger Heftigkeit in der Öffentlichkeit und im Stadtrat fortgeführt wurde. Dabei ging es um mögliche Berührungspunkte im Schaffen Erwin Baurs mit der NS-Rassenideologie. Rolf Bielau hat dazu für den Stadtrat Informationen zur Biografie und bisherigen Rezeption des Werkes Baurs´ aufbereitet. Diese haben sicherlich beigetragen, die Diskussion zu versachlichen und das Wirken und Äußerungen Erwin Baurs vor dem Hintergrund des damaligen Zeitgeistes zu sehen.

Im Ergebnis wird es in Anbetracht seiner Verdienste bei der Straßenbenennung bleiben, allerdings mit Zusatzinformation zu einer differenzierteren Beurteilung seines Schaffens.

 

Blühwiese auf dem Kleers

Wir haben die Initiative der BUND-Orts- und Kreisgruppe Quedlinburg zum Anlegen einer insektenfreundlichen Blühfläche auf der Kleerswiese nach besten Kräften fachlich und organisatorisch unterstützt.

Die Kollegen der Abt. Stadtgrün, Isabel Reuter vom BUND sowie Matthias Stier von unserer IG hatten alles perfekt für die Aussaat-Termin Anfang Oktober vorbereitet. Herzerfrischend, mit welcher Begeisterung die Grundschüler und KITA-Kinder ihre kleinen Kulturprogramme vorgetragen und unter der Anleitung von Matthias bei der Ansaat mitgearbeitet haben.

 

Rettung des historischen Saatgutspeichers auf dem Moorhof

Wir haben die Initiative des Leiters der Denkmalbehörde des Landkreises, Dr. Schlegel, unterstützt und dazu gemeinsam mit ihm eine Ortsbegehung auf dem Moorhofgelände durchgeführt. Beeindruckend, wie solide damals gebaut wurde und was an Vertrautem aus unserem Arbeitsleben wir dort noch vorgefunden haben. Sehr schön, dass wir kurz vor unserem Redaktionsschluss hier dazu noch die Nachricht erhalten habe, dass die Sicherungsarbeiten am Speicherdach begonnen haben. Gratulation an Dr. Schlegel zu dem, was er erreicht hat!

 

Luftbild Moorhof

 

Arbeit mit historischem Schriftgut

Rolf Bielau hat seine Sammlungs- und Archivierungsarbeiten fortgesetzt. So konnte er im Namen unserer IG Dokumentationen aus dem Besitz bzw. Nachlass unserer früheren Berufskollegen oder von Personen, die irgendwelche anderen Berührungspunkte zur jüngeren Saatzuchtgeschichte haben, entgegennehmen. Diese wurden nach Sichtung vereinbarungsgemäß an das Stadtarchiv übergeben. Zuchtdokumentationen der Quedlinburger Saatzuchtfirma ISP gingen an das Landesarchiv in Merseburg. Dank an die ISP und folgende Familien bzw. deren Verwandte / Nachfahren:

Fam. Robra, Quedlinburg; Familie Franke, Rieder; Familie Godisch, Quedlinburg; Fam. Noack, ehemals Himmelshof, jetzt Königs Wusterhausen. Und natürlich an Rolf für seine mühevolle Kleinarbeit damit.

 

Würdigung bedeutender Pflanzenzüchter auf den Quedlinburger Friedhöfen

Wer lange nicht mehr über die Quedlinburger Friedhöfe gegangen ist, sollte sich das ruhig mal wieder vornehmen und dabei mit dem Zentralfriedhof beginnen. Man wird aufmerksam werden, dass neuerdings an einigen Grabstätten Gedenkplaketten angebracht sind. Darauf werden in einem kurzen prägnanten Text die Verdienste der dort ruhenden bedeutenden Quedlinburger Bürger gewürdigt. Die erstaunlich hohe Anzahl an Pflanzenzüchtern oder Inhabern von Saatzuchtunternehmen unter diesen unterstreicht einmal mehr die historische Bedeutung des Samenbaus für unsere Stadt. Es ist eine angemessene Würdigung, die im wohltuenden Gegensatz zu der im Herbst in der Presse und im Stadtrat geführten Diskussion um Erwin Baur steht. Diese Maßnahme der Stadt- und Friedhofsverwaltung verdient unsere Anerkennung. Unser Mitglied Rolf Bielau ist mit seinen Vorschlägen und Textzuarbeiten maßgeblich daran beteiligt. Die Aktion ist noch nicht abgeschlossen und bedarf der Fortführung auf weiteren Friedhöfen der Stadt.

Es wäre schön, wenn diese Würdigung zusätzlich noch weiteren mit der Saatgutwirtschaft verbunden gewesenen und um sie verdient gewordenen Persönlichkeiten auf den Friedhöfen Quedlinburgs und seiner Ortsteile zu Teil werden würde.

 

Grabstelle Eheleute Fabig

 

 

Infotafel zu Dr. Friedrich Fabig, Schöpfer der Harzfeuer F1, des "Dauerbrenners" unter den Tomaten 

 

Ausblick auf 2021

Im ersten Halbjahr werden wir sicherlich erst einmal weiter mit „angezogener Handbremse“ agieren müssen. Deshalb wollen wir hier vor allem die angefangenen Projekte zu Ende führen.

Dies wären:

Mette-Ausstellung

Mit Herrn Seifert (Berufsschule) ist vereinbart, dass die Ausstellung zu dem auf voraussichtlich März/April verschobenem Tag der Offenen Tür fertig gestellt wird.

Danach werden wir sie wie schon vorher die Dippe-Ausstellung in der Filiale Turnstraße der Harzsparkasse zeigen (abgesprochen mit Herrn Albrecht, Filialleiter). Beides unter der Voraussetzung, dass die Fortschritte bei der Eindämmung der Pandemie dann auch wieder eine größere Öffentlichkeit erlauben.

 

Quedlinburger Züchterpfad

Unmittelbar bevorstehen Druck der Broschüre sowie die Anfertigung der Text-Bild-Tafeln zur Zentralinsel und zu den zehn Einzelstandorten. Sobald es das Wetter erlaubt, muss dann mit der baulichen Umsetzung an den Standorten begonnen werden. Das Projekt soll bis zum 30.06.2021 abgeschlossen werden. Hoffentlich erlaubt die Pandemiesituation den „großen Bahnhof“ für die Eröffnung, welcher der Bedeutung des Züchterpfades durchaus angemessen wäre.

 

Leitlinien der Stadt Quedlinburg zur Bewahrung der Saatzuchttradition

Die CDU-Fraktion des Stadtrates hatte Ende 2019 einen Beschluss zur Erarbeitung einer Konzeption der Stadt Quedlinburg zur Bewahrung ihrer Blumen- und Saatzuchttradition initiiert. Wir haben diese Initiative sehr begrüßt, können aber auch mit gutem Recht annehmen, dass diese ohne unsere Vorschläge und Aktivitäten seit der Gründung der IG im Sommer 2017 nicht oder zumindest nicht so schnell zustande gekommen wäre.

Wir haben uns seit Beginn der redaktionellen Arbeiten der Stadtverwaltung (Frau Dombrowski) an Beschluss und Konzeption dazu ab Ende 2020 mit Änderungs- und Ergänzungsvorschlägen zu den vorgelegten Entwürfen beteiligt. Einige frühere Vorschläge von uns wie z.B. der Schauraum zur Saatzuchtgeschichte im zukünftigen UNESCO-Welterbezentrum wurden in der zweiten Fassung erfreulicherweise berücksichtigt.

Außerdem haben wir ganz aktuell aber auch auf bisher noch fehlende wichtige Punkte wie das Erlebniszentrum Saatgut im Ökogarten, das Depot für die Saatguttechnik, die würdige Gestaltung des Umfelds des Dippe-Denkmals am Eingang ehemaliger Dippe-Hof und die Initiierung bzw. wissenschaftliche Begleitung der wirtschaftshistorischen Forschungen zur Saatzuchtgeschichte durch die Museumsleitung hingewiesen. Wir hoffen sehr, dass diese in der Beratung der Ausschüsse und dann im Stadtrat selber (leider nur im Umlaufverfahren) noch berücksichtigt werden. Der Beschluss wäre dann eine „runde Sache“ und könnte ein gutes Instrument für das gemeinsame Handeln von Stadtverwaltung und gesellschaftlichen Kräften bei Würdigung, Bewahrung und Vermarktung der Saatzuchttradition in Quedlinburg werden.

 

Entwicklung der Projekte mit dem Ökogarten

Nach Vorliegen des o.a. Beschlusses des Stadtrates müssen wir jetzt zu konkreten Konzepten und Maßnahmen mit dem Ökogartenvorstand kommen. Eine weitere Beratung dazu ist im Februar vorgesehen. Außerdem werden wir natürlich wieder bei der Anlage bestimmter Pflanzflächen (Tomaten und dieses Jahr zusätzlich Zierpflanzen) helfen.

 

Darüber hinaus

wollen wir natürlich ein paar andere 2020 zurückgestellte Aktivitäten realisieren bzw. wiederaufnehmen, so die Saatgutführungen durchs Stadtgebiet gemeinsam mit Hans-Jürgen Meie, den Besuch / Erfahrungsaustausch mit dem Förderverein des Hamburger Industriemuseums in Quedlinburg sowie die eine oder andere Exkursion, wie z.B. zur BUGA nach Erfurt.

Unabhängig von den genannten Vorhaben hier abschließend die Bitte an alle Mitglieder der IG sowie Interessierte und Unterstützer:

Kommt bitte mit Euren Ideen und Vorschlägen, was wir dann ab Frühjahr/Sommer noch auf unsere Agenda setzen sollten. Wir wollen dann ja wieder durchstarten, oder?

 

Hartmut Klein

Sprecher der IG