Gustav Adolf Dippe gilt als einer der Protagonisten der reichen Geschichte unserer Welterbestadt auf dem Gebiet der Saatzucht. Seine Verdienste und die Bedeutung des von ihm und seinem Bruder im 19. Jahrhundert gegründeten Saatgutkonzerns wurden und werden an den unterschiedlichsten Stellen, so auch innerhalb des Projektes “Quedlinburger Züchterpfad“ der Interessengruppe Saatguttradition, gewürdigt.
Umso bedauernswerter ist der Zustand des ihm gewidmeten Denkmals im Eingangsbereich des ehemaligen Dippe-Hofs im Neuen Weg. Immer wieder erreichen uns Beschwerden darüber. Dabei hat unsere Interessengruppe (IG) in der Vergangenheit verschiedene Vorstöße unternommen, um eine würdige Gestaltung des Umfelds des Denkmals zu erreichen. Auch die MZ berichtete darüber im Zusammenhang mit der Diskussion um den Stadtratsbeschluss zum möglichen Titel „Blumenstadt Quedlinburg“. Jedoch liefen diese Vorstöße bisher überwiegend ins Leere.
Unterstützung fand die IG bisher nur durch die Schulleitung der David-Sachs-Schule. Diese erklärte sich bereit, nach der Herrichtung des Vorplatzes und bei sicherem Zugang zum Denkmal die Pflege der Anlage mit ihren Schülern zu übernehmen.
Bitten an die Stadtverwaltung und die Denkmalsbehörde, in dieser Sache gegenüber den verschiedenen Eigentümern aktiv zu werden, wurden abschlägig oder sehr zurückhaltend beschieden unter Hinweis auf die Platzierung des Denkmals auf privatem Grund und dadurch fehlende Einflussmöglichkeiten.
Die David-Sachs-Schule hatte zuletzt sogar die Umsetzung des Denkmals ins Spiel gebracht, um überhaupt eine Lösung zu finden. Die Interessengruppe hätte bei fehlender Alternative diese Lösung befürwortet, natürlich aber den Verbleib am historischen Standort favorisiert.
Endlich, endlich gab es den von der IG schon lange vorgeschlagenen Ortstermin am Dippe-Denkmal. Leider noch nicht mit allen Beteiligten, aber immerhin trafen sich am 27.07.2022 Vertreter der Denkmalsbehörde des Landkreises und des Landes, der Stadtverwaltung, der David-Sachs-Schule und unserer IG im Neuen Weg.
Die Behördenvertreter wurden dabei unsererseits auf die bereits fehlende Bronzeplatte an einem Denkmalsflügel sowie auf den desolaten Zustand des Originalhoftores mit dem Zuckerrübenmotiv und die Gefahr weiterer Diebstähle hingewiesen.
Für die Idee zur Umsetzung des Denkmals besteht aus verständlichen, denkmalspflegerischen u.a. Gesichtspunkten keine Chance. Geänderte Eigentumsverhältnisse lassen aber die Hoffnung zu, dass jetzt seitens des neuen Eigentümers der gesamten Eingangszone und des betroffenen Gebäudes mehr Verständnis für die Bedeutung des Denkmals und eine Verbesserung der Situation besteht. Die Behördenvertreter nahmen mit dem Eigentümer bereits Gespräche auf und wurden von der Schule und uns erneut gebeten, diese Angelegenheit sehr nachdrücklich voranzutreiben.
Große Hoffnung setzen wir in das Vorhaben des Oberbürgermeisters, alle im Dippe-Hof ansässigen Grundstückseigentümer an einen Tisch zu bekommen. Laut Vertreter der Welterbestadt besteht das Ziel dieses Gespräch in einem zwischen allen Beteiligten abgestimmten Gesamtentwicklungskonzept für den historischen Saatgutwirtschafshof.
Hoffentlich lassen sich dabei die Vorschläge der IG, z.B. zu einem Depot für historische Saatguttechnik, integrieren.
Hartmut Klein
Sprecher der IG Saatguttradition